Menschen ziehen ins Grüne, weil der Verkehr in der Stadt unerträglich ist.
Der vom ehem. Bundeskanzler Helmut Kohl gemachte Ausspruch “Mobilität ist Lebensqualität” hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend in sein Gegenteil verkehrt.
Immer mehr Bürgerinnen und Bürger fühlen sich durch die negativen Auswirkungen der Verkehrslawine am Boden sowie in der Luft in ihrer Lebensqualität und ihrer Gesundheit erheblich beeinträchtigt. Der flächendeckenden Lärmbelastung und Luftverunreinigung mit ihren Folgewirkungen wie saurer Regen, Smog, Ozon, Feinstaub bis hin zur Klimaveränderung kann heute kein Bewohner unseres Landes mehr entfliehen. Mit 34% der Luftverunreinigung leistet der Verkehr den größten Beitrag zu den klimaschädlichen CO2-Emissionen, Tendenz steigend.
Der enorme Flächenbedarf neuer Verkehrsprojekte zerschneidet und zerstört zudem Lebensräume vieler vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Gerade in unserem Landkreis, mit der höchsten Besiedelungsdichte in Bayern, geht es um die Zerstörung der letzten ortsnahen und (wie in FFB derzeit aktuell) innerörtlichen Erholungsflächen und Rückzugsgebiete.
Autoverkehr.
Ein Großteil unserer Gesellschaft unterliegt einer Rastlosigkeit, in der immer schneller, immer größere Distanzen zurückgelegt werden. Der massive, mit unseren Steuergeldern geförderte Straßenbau der letzten Jahrzehnte hat diese Entwicklung beschleunigt.
Der hohe Stellenwert des Autos spiegelt sich in den ständig steigenden Ausgaben für dieses Fortbewegungsmittel wider. Inzwischen geben die privaten Haushalte jeden 6. Euro für das Auto aus. Das ist mehr, als für das “tägliche Brot”! Dabei sind die Umwelt- und Gesundheitsschäden, die das Auto anrichtet, noch nicht berücksichtigt. Zahlreiche Autobesitzer stellen zudem falsche Kostenrechnungen für ihre Fahrten auf. Sie rechnen nur den Benzinpreis im Vergleich PKW zu ÖPNV, nicht jedoch Unterhalt und Wertminderung, nicht Unfallrisiko und Umweltschäden. So fahren viele, anstatt den Einzelhandel am Ort zu unterstützen, entfernt gelegene Einkaufsstätten an, im Irrglauben, Geld gespart zu haben.
Urlaubsverkehr
/Flugverkehr
Die Tourismusbranche schürt diese Rastlosigkeit unserer Gesellschaft noch an! “Nix wie weg!” lautet die Devise. Fliegen in ferne Länder ist “in”, und das nicht nur einmal im Jahr. Mit fragwürdigen Dumpingpreisen wird der Flugverkehr zusätzlich angeheizt. Obwohl der Flugverkehr nur ca. 1,5% der Fahrgäste im Vergleich zur Bahn transportiert, ist der rapide steigende Flugverkehr zu einem der größten Klimakiller geworden: Nicht nur CO2, sondern auch andere klimaschädlichen Gase werden direkt in die sensiblen Schichten der Atmosphäre entlassen, wo sie ihr volles Zerstörungspotential freisetzen können.
Bahnverkehr
Die Deutsche Bahn will mit dem Flugverkehr konkurrieren, und setzt auf schnelle und milliardenschwere Lösungen (ICE-Trassen, Transrapid). Das Gros ihrer Fahrgäste erreicht sie dadurch nicht: Nur 3,5% aller Fahrgäste benutzten 2005 den ICE!
Dadurch fehlen die Gelder, um den Verkehr in der Fläche und im Nahverkehr attraktiver zu machen, als Alternative zum Auto. Denn 25% der bundesdeutschen Haushalte verfügen über kein Auto! Gebraucht werden attraktive Angebote für alle Zielgruppen und integrale Taktfahrpläne in allen Städten und Gemeinden, nach dem Motto: „Von jedem Halt jede Stunde in jede Richtung!“
Städtebau
Eine Fehlentwicklung im Städtebau der letzten Jahrzehnte, nämlich die propagierte räumliche Trennung von Wohnen, Arbeiten, Einkauf und Freizeit, hat letztendlich ein Mehr an Verkehr gebracht. Die in fußläufiger Entfernung gelegene Nahversorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs hat rapide abgenommen, bzw. existiert gar nicht mehr.
Der Stadtrat selbst hat die Ansiedlung der Supermärkte „auf der grünen Wiese“ betrieben, die nur mit dem Auto erreichbar sind. Die Folgen sind zwangsläufig ein hausgemachter, zunehmender motorisierter Verkehr. Zudem ist das Verhältnis der Wohnungen zu den Arbeitsplätzen in FFB nicht ausgeglichen – deutlich erkennbar am großen Auspendler-Überschuss, der tagtäglich unsere Züge und unser Straßennetz belastet.
Straßenneubauten sind längst nur noch Scheinlösungen, bei deren Eröffnung die Politiker zahlreich im Schein der Blitzlichter glänzen dürfen. Die langfristigen negativen Auswirkungen auf Stadt und Naherholungsgebiete überwiegen häufig den kurzfristigen Gewinn.
Güterverkehr
Auch beim Güterverkehr liegt einiges im Argen. Der Gütertransport auf der Bahn ist weiter rückläufig. Die Lobby der Spediteure ist mächtig. Die Brummis zahlen zwar jetzt Autobahn-Maut, werden aber immer noch mit EU-Mitteln kräftig subventioniert.
Rein statistisch fahren deshalb ca. 30% der LKW’s ohne Ladung über unsere Straßen - bezahlt von unseren Steuergeldern! Unsere Autobahnen müssen deshalb mit Milliardenaufwand ständig verbreitert und erneuert werden. Ein bis zwei Spuren sind bereits durch die nicht enden wollende LKW-Kolonne belegt.
Während der PKW-Verkehr durch gestiegene Energiekosten, Alterung unserer Gesellschaft und durch gestiegene Arbeitslosigkeit seit den 90ger Jahren geringfügig zurückgeht, steigt der Schwerlastverkehr unaufhörlich an. Innenstädte, wie auch die unsere, werden durch den LKW-Verkehr enorm belastet. Hinzu kommen die hohen Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Stickoxide, Feinstaub und Dieselrückstände.